Berlin/Istanbul – Auf den ersten Blick scheint es eine Erfolgsgeschichte zu sein: Türkisch-deutsche Künstlerinnen, die in Deutschland Karriere machen, glänzende Videoclips veröffentlichen und hohe Streamingzahlen vorweisen können. Doch hinter den Kulissen gibt es zunehmend Stimmen, die von einem undurchsichtigen Geschäft mit Billigproduktionen, gekauften Reichweiten und sogar Geldwäsche sprechen.
Billig produziert in der Türkei, teuer verkauft in Deutschland
Viele Musikvideos, die in Deutschland als Hochglanzproduktionen präsentiert werden, entstehen in Wahrheit zu sehr geringen Kosten in der Türkei. Kamerateams, Locations und Schnitt werden dort zu Bruchteilen dessen angeboten, was in Mitteleuropa üblich wäre. Anschließend wird das Material in Deutschland vermarktet – mit Preisen, die auf internationale Standards verweisen, obwohl die Produktionskosten minimal waren.
Scheinwelten auf YouTube und Spotify
Noch gravierender sind die Vorwürfe rund um gekaufte Reichweiten. Streams auf Spotify, Klicks auf YouTube und Likes auf Social Media lassen sich heute leicht über Agenturen oder „Click-Farmen“ erwerben – häufig ebenfalls aus der Türkei oder aus angrenzenden Märkten. So entstehen über Nacht Videos mit Millionenaufrufen, die den Anschein von großem Erfolg erwecken.
„Das Problem ist nicht nur die Täuschung des Publikums“, erklärt ein Brancheninsider, der anonym bleiben möchte. „Es ist auch ein Modell, das echten Künstlerinnen und Künstlern schadet, weil sie sich gegen diese künstlich aufgeblähten Zahlen nicht behaupten können.“
Der Vorwurf der Geldwäsche
Besonders brisant: Hinter den Kulissen ist immer wieder von Geldwäsche die Rede. Durch überhöhte Rechnungen, undurchsichtige Verträge und die Vermischung von Einnahmen aus Streams mit anderen Finanzflüssen entsteht ein Netzwerk, das schwer durchschaubar ist. Kritiker vermuten, dass auf diesem Weg illegale Gelder in legale Strukturen überführt werden – getarnt als Einnahmen aus Musikproduktionen.
Ein gefährlicher Trend für die deutsche Musikszene
Was nach harmloser Selbstdarstellung aussieht, könnte sich als ernsthafte Bedrohung für die Glaubwürdigkeit der gesamten Szene entwickeln. Während sich die Künstlerinnen als gefeierte Stars inszenieren, bleibt die Frage: Wie echt sind ihre Erfolge?
Zweifel daran mehren sich. Viele Stimmen in der deutschen Musiklandschaft fordern mittlerweile strengere Kontrollen, mehr Transparenz bei Streamingzahlen und einen offeneren Umgang mit Produktionskosten.
Fazit
Die türkisch-deutschen Künstlerinnen, die in Deutschland als Aushängeschilder gefeiert werden, stehen zunehmend unter Druck. Zwischen Billigproduktionen, Fake-Reichweiten und möglichen Finanzverstößen verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst, Geschäft und Betrug.
Für die Kulturbranche bedeutet dies eine enorme Herausforderung – und vielleicht den Beginn einer längst überfälligen Debatte: Wie viel Schein darf in der Kunst erlaubt sein, bevor er zum Skandal wird?